Roberto Geissini steht für extravagante Mode mit Wohlfühl-Faktor!

Mit zweierlei Maß?

Die Geissens und das Thema Corona-Impfung

Carmen und Robert Geiss, millionenschwere Unternehmer und Fernsehstars („Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie“), vertreten weiterhin die Ansicht, ihr früher Corona-Impftermin im März 2021 sei nicht auf einen „Promi-Bonus“ zurückzuführen. Jetzt, nachdem jeder Erwachsene ein Impfangebot wahrnehmen konnte, begründet das Ehepaar dies einem aktuellen „Focus“-Interview noch einmal ausführlich und vertritt außerdem die Ansicht, dass Ungeimpfte nicht dieselben Rechte haben sollten wie Geimpfte.

Mit Mode, Immobilien und Selbstvermarktung im Land der Reichen

Seit der eigenen Corona-Schutzimpfung steht das Ehepaar in der Kritik. Nicht nur die Impfung als solche war für viele seit einem entsprechenden Facebook-Post ein Stein des Anstoßes, sondern für andere auch die Tatsache, dass die beiden bereits im März geimpft werden konnten, während andere impfwillige Nicht-Risikopatienten derselben Altersgruppe viel länger warten mussten. In einer Episode der Serie „Die Geissens“ aus jener Zeit, auf Facebook und in einem aktuellen Interview des „Focus“ begründeten sie dies mit ihrem Wohnort Monaco, dessen geringere Einwohnerzahl ein schnelleres Impfen ermöglichte. Zum betreffenden Zeitpunkt hatte das kleine Land genug Impfstoff und es waren bereits 25 % der knapp 39.000 Monegassen geimpft. Dass die beiden Betreiber des Labels Roberto Geissini für Damen- und Herren-Mode aufgrund eines Promi-Bonus vorgezogen worden seien, sei „absoluter Blödsinn“, so Carmen Geiss gegenüber dem „Focus“. Dass in dem Steuerparadies viele Prominente leben, heiße nicht, dass diese beim Impfen Vorteile genießen.

Als Ausländer überhaupt in dem Fürstentum an der Côte d‘Azur zu leben ist allerdings nur schwer ohne ein solides Finanzpolster möglich. Dort ohne Hilfe durch in Monaco ansässige enge Verwandtschaft dauerhaft wohnen kann nur, wer einen sechsstelligen Euro-Betrag bei einer monegassischen Bank hinterlegt und eine Immobilie kauft bzw. für mindestens ein Jahr mietet. Eine Ausnahme bilden lediglich Gründer von Firmen mit mindestens 10 Arbeitsplätzen auf monegassischem Boden.

Gleiches Recht für alle? Nicht mit den Geissens!

Ebenfalls kein Problem haben Carmen und Robert Geiss, die selbst eine Corona-Infektion überstanden haben, mit unterschiedlichen Rechten für Geimpfte und Ungeimpfte. Bei Lockerungen nur für Geimpfte und Genesene erschöpfen sich in ihrer Welt die Nachteile für Ungeimpfte in Auflagen bei Restaurant-, Disco- oder Friseurbesuchen, beim Einkaufen oder auf Reisen. Es habe jeder die freie Entscheidung, sich impfen zu lassen oder nicht: „Also jeder Mensch ist seines Glückes Schmied“, so Carmen Geiss im „Focus“-Interview. Als Gattin eines Selfmademans ist ihr dieses Prinzip nur allzu vertraut.

Demgegenüber treiben die Bevölkerung einschließlich einiger Politiker zum Teil ganz andere Gedanken um. Es herrscht nicht nur unter Impfgegnern verbreitet die Befürchtung, dass Ungeimpften zum Teil Einschränkungen in der Berufsausübung bis hin zu Kündigung und Insolvenz drohen könnten – insbesondere im Gesundheitswesen. Hinzu kommen hohe Ausgaben für demnächst kostenpflichtige Tests (die bei Testpflicht am Arbeitsplatz auch mit noch so coolem Roberto-Geissini-Shirt nicht zu umgehen sind) und die Tatsache, dass nicht jeder geimpft werden darf. Das einzige ernste Risiko sehen die beiden finanziell unabhängigen Unternehmer jedoch offenbar in der Infektionsgefahr. Laut Robert Geiss alias Roberto Geissini ist diese das persönliche Risiko der Ungeimpften. Die beiden betonen hingegen den Nutzen der Impfungen für die Allgemeinheit und ihre Überzeugung, dass sie einen Beitrag zum Rückgang der Sterblichkeitsrate und der schweren Verläufe bei älteren Patienten geleistet haben. Die Symptome der Impfreaktion waren ihren Angaben zufolge sehr gering und sie fühlen sich als vollständig Geimpfte deutlich freier als zuvor.

Eine Sicherheit gegen die andere – eine Frage der Abwägung

Die Geissens wären nicht die Geissens, wenn sie die Dinge nicht zuweilen einseitig betrachteten und auch mal ihre Ansichten änderten. Dies macht einen Teil ihres Unterhaltungswertes aus und sorgt für ständige Präsenz in Presse und Rundfunk und nicht zuletzt Follower auf Facebook und Instagram, und sei es nur zur „Feindbeobachtung“. Promi-Bonus oder nicht – die Konsequenzen, die sie aus ihren Erfahrungen gezogen haben, tragen jedenfalls ebenso zur Eindämmung von SARS-CoV-2 bei wie das Hygienekonzept ihres Hotels, der Maison Prestige Roberto Geissini nahe Saint-Tropez. Die Tatsache, dass im Gegensatz zu dem lebensgefährlichen Erreger ein Verlust des Arbeitsplatzes für sich genommen in einem funktionierenden Sozialstaat keine existenzielle Bedrohung darstellt, gibt ihnen Recht in ihrer Meinung zur Möglichkeit einer Gleichbehandlung aller Bürger unabhängig vom Impfstatus. Aber ein gesundes Verhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit bleibt ein immer neu zu verhandelndes Problem. Dass Freiheit ohne Verantwortung nicht möglich ist, ist bislang auch noch nicht allen bekannt. Bis zu welchem Grad und über welchen Zeitraum Einschränkungen für Ungeimpfte vertretbar sind, wird somit in der Gesellschaft noch Gegenstand umfangreicher Diskussionen sein.